GlobalDiagnostiX

Seit gut zwei Jahren arbeite ich im Rahmen meiner PostDoc-Stelle in der Röntgen-Tomographie-Gruppe am GlobalDiagnostiX-Projekt mit.

Eine Gruppe von mittlerweilen 40 Personen aus jeglichen Fachrichtungen will versuchen, das Problem der medizinischen Bildgebung in Entwicklungsländern zu lösen. Es ist nämlich so, dass zwei Drittel der Menschheit keinen Zugang zu medizinischer Bildgebung haben, sei es Röntgen oder Ultraschall. Genau solche Untersuchungsmethoden sind wichtig, um korrekte diagnostische Entscheide zu treffen.

Die GlobalDiagnostiX-Allianz hat sich zum Ziel gesetzt, dieses Problem zu lösen und entwickelt und baut ein medizinisches Röntgengerät, welches an die Bedingungen in Entwicklungsländern (Klima, Stromversorgung, Kaufkraft) angepasst ist. Das Gerät soll standard-konforme digitale Röntgenbilder liefern und in Spitälern helfen, Patienten besser zu betreuen als dies heute möglich ist.

Der Detektor des Systems ist das Puzzle-Teil des Systems, zu welchem ich beigetragen habe. Weil klassische Film-Röntgenbilder veraltet sind und heutzutage verwendete Flat panel Detektoren zu teuer und fehleranfällig sind, um in diesen Regionen sicher eingesetzt zu werden, haben wir versucht, die Röntgenstrahlen nach dem Patienten mit einfachen Mitteln in ein digitales Röntgenbild umzuwandeln.

Einfach gesprochen werden die Röntgenstrahlen nach dem Patienten oder der Patientin von einer aktiven Schicht in sichtbares Licht umgewandelt, welches von einem kleinen Haufen Kameras abfotografiert wird. Nach ausgiebiger Vorarbeit und einer Testphase habe ich zusammen mit einem Master-Studenten verschiedenste Komponenten evaluiert und im Rahmen der gegebenen Spezifikationen die beste Zusammenstellung aus aktiver Schicht, Linsen und Fotoapparaten (um bei der einfachen Sprache zu bleiben) bestimmt. Ein Elektroniker der Fachhochschule Yverdon hat uns die Ideen so implementiert, dass selbst ich als Physiker einfach mit den einzelnen Kameras arbeiten konnte. All das zusammengesetzt in einer Kiste (um bei der einfachen Sprache zu bleiben) die eine Master-Studentin aus Lausanne gebaut hat ist dann schlussendlich eines der Puzzleteile, welches zusammen ein Röntgengerät werden. Dieses Röntgengerät haben wir Ende letztes Jahr zusammengebaut, getestet und am 15. Januar damit das erste Röntgenbild gemacht.

Das Ganze sieht dann im Imagefilm der EPFL so aus:

Nach ausgiebigen Tests, einigen Umbauten und vielen neuen Dingen auf unserer ToDo-Liste war’s dann gestern soweit; die Allianz hat das System mit einem Event an der EPFL präsentiert. Das Medienecho ist eine schöne Bestätigung unserer Arbeit; Das Schweizer Fernsehen hat darüber berichtet, Keystone-Fotografen waren da, heute las’ ich im Bund eine Notiz darüber auf der Wissens-Seite, die EPFL hat auf ihrer Startseite Informationen zum Projekt aufgeschaltet.

Ich muss gestehen, es macht mich ziemlich stolz, wenn der Aufhänger des unten eingebundenen RTS-Beitrages (ca. nach 10 Sekunden) etwas ist, an dem ich in den letzten Wochen gearbeitet habe.

Wer genau zuschaut, kann auch sehen, wie ich im Beitrag meinem Scheff die Details der FlatField-Korrektur und dem Zusammensetzen der digitalen Mosaikbilder erläutere, nach ca. 40 Sekunden.

Genau so stolz bin ich, dass wir alle, die an diesem Projekt mitgearbeitet haben, diesen Meilenstein erreicht haben.

Und jetzt; “back to the lab!“, es gibt noch viel zu tun!

Recommended readings: 1. March 2015

Im letzten Monat las ich folgende Texte und fand diese gut:

  • Meet the Unlikely Airbnb Hosts of Japan: Als wir in Japan waren, haben wir auch mit AirBnB übernachtet. Einen Einblick, wieso das in diesem Kulturkreis nicht wirklich normal ist, gibt dieser Artikel der NY Times.
  • Diagnose Hirntumor: Emil stirbt: Eine unvorstellbar traurige Geschichte. Stefan Krauth verliert seine Frau und seinen Sohn. Ich musste mehrere Anläufe nehmen um diesen Text fertiglesen zu können.
  • DATAcide: Eine erfundene Geschichte über eine mögliche Zukunft, in der wir nicht mehr von “Social Media”, sondern nur noch von “social” sprechen. Oder ist die Geschichte nicht wirklich erfunden?
  • Inside the prison system’s illicit digital world: Der erste Teil einer Serie von Fusion (von dem wir glaub’s noch mehr hören werden) über die Implikationen des Zusammenspiels von Gefängnissen und Gegenwart. Können (und sollen) wir Menschen im Strafvollzug vom heutigen digitalen Leben trennen? Es scheint, dass dies nicht möglich ist.
  • After years behind bars, can prisoners re-enter a digital society?: Im zweiten Teil der Strafvollzugs-Serie wird beschrieben, wie Menschen im Strafvollzug an das heutige Leben ausserhalb von Gefängnissen herangeführt werden.
  • Can technology and prisons get along?: Im dritten Teil der Strafvollzugs-Serie wird aufgezeigt, wie Technologie in die Gefängnis-Welt eindringt. Und wieso es besser ist, das zu erlauben, bzw. selber zu steuern als zusehen zu müssen, wie Gefängnis-Insassen zur Selbsthilfe greifen.

Im letzten Monat sah ich folgende Videos und fand diese gut:

  • FLORIDA MAN: Männer in Florida. Ohne Wertung und wirklichen roten Faden werden diese in diesen knapp 50 Minuten porträtiert. Trotzdem, dass dies jetzt chli negativ tönt sind die Portraits aus meiner Sicht absolut sehenswert.
  • Lars Andersen: a new level of archery: Was Lars Andersen mit Pfeil und Bogen anstellt ist – mensch kann es fast nicht anders sagen – mindblowing.
  • Sticky: Ein Dokumentations-Animationsfilm über WissenschaftlerInnen, die auf einer extrem abgelegenen Insel ausgestorben geglaubte Insekten entdecken. Und darüber, was daraus werden kann.
  • Mr. O: U d’Lüt hei gseit, däm Ma däm spinnts. Würde glaub Mani Matter dazu sagen.